Was bleibt nach Gezi?
Die Auswirkungen der Proteste in der Türkei und Deutschland
Samstag 15. November 21.15–22.45 Uhr, Kommunales Kino
vorab 20.00 Uhr Film „Everyday I’m Çapuling“
Eintritt frei
Begleitend zu den Gastspielen Esso Häuser Echo – Ein Nachruf, Sfumato und Civil Wars
Viele sprachen von einem ‚türkischen Frühling‘: Ausgehend von den Protesten gegen die Bebauung des Gezi-Parks am Istanbuler Taksim-Platz formierte sich im Mai 2013 eine bunt gemischte Protestbewegung gegen den zunehmend als autokratisch empfundenen Regierungsstil Erdoğans. Unter Einsatz massiver Gewalt wurden die Proteste jedoch schnell erstickt. Nachdem Erdoğan in diesem Jahr zum Präsidenten gewählt wurde, scheint seine Herrschaft heute unangefochtener denn je. Haben die Proteste dennoch Spuren in der türkischen Gesellschaft hinterlassen? Und welche Auswirkungen haben sie auf die türkische Community in Deutschland und die Wahrnehmung der Deutschen von der Türkei?
Über kreative Protestformen und die Rolle von Kulturschaffenden in Istanbul diskutieren Martina Priessner (Dokumentarfilmemacherin, IPC-Mercator Fellow, Istanbul), Dr. Burak Çopur (Politikwissenschaftler und Türkei-Experte, Universität Duisburg-Essen) und der Autor Hakan Günday (Istanbul). Moderation: Gerhard Spaney (PH Freiburg).
In Kooperation mit dem Literaturbüro und dem Kommunalen Kino Freiburg

Foto: Privat
Die Dokumentarfilmemacherin Martina Priessner lebt zwischen Berlin und Istanbul. Seit vielen Jahren arbeitet sie zur türkisch-deutschen Migrationsgeschichte. Von 2008 bis 2010 war sie als Kuratorin und Dramaturgin am Ballhaus Naunynstraße in Berlin tätig. Aus dieser Zeit stammt u.a. der performative Theaterparcours „Kahvehane – Turkish Delight, German Fright? Anatolische Kaffeehäuser in Kreuzberg und Neukölln“. 2010 stellte sie ihren ersten abendfüllenden Dokumentarfilm »Wir sitzen im Süden« fertig, der 2011 für den Grimme Preis nominiert wurde. Sie erhielt das Defa- und Nipkow-Stipendium, sowie das Stipendium der Kulturakademie Tarabya in Istanbul. Gegenwärtig ist sie Mercator-IPC Stipendiatin an der Sabanci Universität in Istanbul, wo sie das Filmprojekt „650 Words away from Home“, zum Thema der Vor-Integrationskurse realisiert. „Everyday I´m Çapuling“ ist eine filmische Erzählung der Sommerereignisse in Istanbul 2013, die direkt im Anschluss an die Proteste entstand.

Foto: Privat
Dr. Burak Çopur ist Politikwissenschaftler, Türkeiexperte und Integrationsforscher am Institut für Turkistik der Universität Duisburg-Essen. Nach seinem Studium in Essen und einem Auslandssemester an der University of New South Wales in Sydney/Australien hat er 2012 seine Dissertation abgelegt. Der Politologe wurde von einer Jury um die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth zu einem der 100 erfolgreichsten Deutsch-Türken ausgewählt.Çopur hat zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema Türkei und Integration. Sein letzter Beitrag zur Türkei erschien in der ZEIT-Online unter „Erdoğan’s Umbaupläne“.

Foto: Privat
Hakan Günday was born in Rhodes in 1976. He finished his primary education in Brussels. After attending Ankara Tevfik Fikret High School, he studied at the Department of French Translator in the Faculty of Literature of Hacettepe University. He then transferred to Universite Libre de Bruxelles. Günday continued his study in the Faculty of Political Sciences at Ankara University. He published his first novel „Kinyas ve Kayra“ in 2000.
Gerhard Spaney (MA), ist seit 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter für deutsche Literatur und ihre Didaktik an der PH Freiburg. 1963 in Aalen geboren, studierte er 1985-1993 Germanistik und Geschichte an der Universität Freiburg (Magister Atrium und 1. Staatsexamen) und legte dann 1996 in Berlin das 2. Staatsexamen ab. Von 1996-2000 übernahm er die Koordination eines Projekts gegen Rechtsextremismus bei der RAA Brandenburg. Seither verübte er mehrere journalistische Tätigkeiten, sowie verschiedene Projekte und Veröffentlichungen im Bereich Interkulturalität, Literatur und Theater. Von 2002-2006 schloss er eine Ausbildung zum Theaterpädagogen ab. 2008-2010 befand er sich im Auslandsschuldienst an einem türkischen Gymnasium in Istanbul.

Foto: Privat
Oliver Kontny – Simultanübersetzer und Vorleser
Oliver Kontny wuchs in Dortmund auf, studierte in Bremen und Berlin, arbeitete in Köln, Istanbul, London und Berlin. Seit 2003 ist er Übersetzer – u.a. von Emrah Serbes. 2009 – 2011 war er Dramaturg am Ballhaus Naunynstraße. Seine Fassung von „Schnee“ frei nach Orhan Pamuk (mit Hakan Savaş Mican) wird nach der Inszenierung am Kopenhagener Husets Teater ab Januar 2015 am Gorki zu sehen sein. Sein Hörspiel “Iranian Voices – Republik der Verrückten” war für den Deutschen Hörbuchpreis 2014 nominiert.