“Festung Europa – Festung Freiburg”: Wie frei können Flüchtlinge sein?
Dienstag 18. November 18.00–19.30 Uhr, E-Werk, Kammertheater
Eintritt frei!
Begleitend zum Gastspiel FRONTex SECURITY
Von weit her strömen Menschen nach Europa –z.B. aus Syrien, Russland, Serbien oder Somalia. Sie erhoffen sich ein besseres Leben, Freiheit und Sicherheit. Viele scheitern oder bezahlen gar mit dem Leben, bei den abenteuerlichen Versuchen, die „Festung Europa“ zu erklimmen. Aber was passiert (mit) denen, die in Deutschland ankommen und die es, vermeintlich, geschafft haben? In der „offenen Stadt“ Freiburg gibt es viele Initiativen zur Integration von Flüchtlingen. Welche Hoffnungen bewahrheiten sich, welche Freiheitsbegrenzungen erleben Betroffene im Alltag?
Über Stand und Perspektiven der Flüchtlings- und Asylpolitik, darüber, wie frei Flüchtlinge sein können und ob es gar eine „Festung Freiburg“ gibt, diskutieren Dr. Michael Schmidt. (Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge), Karl Kopp (Europareferent bei PRO ASYL Deutschland), Hans Steiner (Leiter des Büros für Migration und Integration Freiburg) und Prof. Albert Scherr (Direktor des Instituts für Soziologie der PH Freiburg). Aus der Praxis berichtet der Verein Grandhotel Cosmopolis e.V. in Augsburg, ein europaweit einzigartiger Ort für Flüchtlinge, Reisende und Kunstschaffende. Moderation: Almut Möller (Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik).

© Torsten Hönig
Dr. Manfred Schmidt wurde 1959 in Frankfurt/Main geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität, dem sich anschließenden Referendariat und seiner Promotion ist er seit 1990 Mitarbeiter im Bundesministerium des Innern. Nach Verwendungen in der Abteilung Verwaltungsorganisation, hier speziell im Bereich des Kommunalvermögens der neuen Bundesländer, im Leitungsbereich und im Organisationsreferat des Ministeriums wurde ihm im Jahr 1997 die Funktion des Haushaltsreferatsleiters und später die Aufgabe des Beauftragten für den Haushalt übertragen. Nach seinen Aufgaben als Ständiger Vertreter des Zentralabteilungsleiters, übernahm er 2004 die Leitung der Zentralabteilung. Von Dezember 2007 bis Dezember 2010 leitete er die Abteilung für Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz (Abteilung KM) im Bundesministerium des Innern. Seit dem 01.12.2010 ist Dr. Schmidt der Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge.

Foto: Privat
Karl Kopp ist Europareferent von PRO ASYL und Vorstandmitglied im Europäischen Flüchtlingsrat ECRE (European Council on Refugees and Exiles). Er ist verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im europäischen Kontext sowie für die europaweite Vernetzung von PRO ASYL mit Menschenrechts- und Flüchtlingsorganisationen. Seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind Recherchen und Publikationen zur Menschenrechtsituation an den EU- Außengrenzen. Er leitete das Flüchtlingsunterstützungsprojekt der Stiftung PRO ASYL in Griechenland und der Türkei. Ein weiterer Aspekt seiner Arbeit ist die Auseinandersetzung um die europäische Asylzuständigkeitsregelung – das sogenannte Dublin- System. PRO ASYL tritt für einen innereuropäischen Solidarmechanismus ein, der die Schutzinteressen der Asylsuchenden ins Zentrum stellt.

Foto: Privat
Hans Steiner leitet das Büro für Migration und Integration der Stadt Freiburg und koordiniert in diesem Rahmen die städtische Initiative „Für eine offene Stadt. Verantwortliche Organisation eines bundesweit beachteten Freiburger Aktionstags „Freiburg steht auf – gegen Fremdenhass und Rasenwahn“ anlässlich eines NPD-Aufmarschs im Jahr 2002. Förderung zahlreicher Film- und Theaterprojekte, z.B. der Dokumentation zwischen Rap und Ramadan-junge Muslime in Freiburg (nominiert für den CIVIS-Preis der ARD). Er engagiert sich seit vielen Jahren im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit für eine Verbesserung der Situation der Roma-Flüchtlinge aus den Westbalkanstaaten.

© Dirk Enters
Almut Möller ist Politikwissenschaftlerin und leitet das Alfred von Oppenheim-Zentrum für Europäische Zukunftsfragen im Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP e.V.) in Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Grundsatzfragen der Europapolitik, die Europäisierung der Außenbeziehungen der Mitgliedstaaten und die deutsche Europapolitik. Sie ist u.a. Mitglied im erweiterten Vorstand von Women in International Security (WIIS.de), einem Verein, der sich für die Stärkung von Frauen in der Außen- und Sicherheitspolitik einsetzt.

Foto: Privat
Prof. Albert Scherr, geb. 1958, studierte Soziologie und promovierte an der Universität Frankfurt. An der Universität Karlsruhe habilitierte er sich für Allgemeine Soziologie und ist seit 2001 Professor an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, wo er das Institut für Soziologie leitet. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Diskriminierungs- und Rassimusforschung, Migrations- und Flüchtlingsforschung, Bildungsforschung sowie Gesellschaftstheorie. Er ist im Komitee für Grundrechte und Demokratie sowie im Freiburger Forum gegen Ausgrenzung engagiert, ist Vertrauensdozent der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Hans-Böckler-Stiftung sowie Mitherausgeber der Zeitschriften ‚Soziale Probleme‘ und ‚Sozial Extra‘.
Grandhotel Cosmopolis e.V.
Im Grandhotel Cosmopolis (GHC) in Augsburg betreibt eine Gruppe von Freiwilligen seit 2011 ein Experiment, das einige der tieferen Begleiterscheinungen aktueller, globaler Krisen programmatisch auf den Kopf stellt – ästhetisch und sozial. Das GHC versteht sich als „Soziale Plastik“. D.h. konkret: Gastfreundschaft statt Misstrauen. Dank des Engagements der Gruppe beherbergt es heute Künstlerateliers, 12 von Künstlern gestaltete Hotelzimmer, eine temporäre Heimat für 60 Flüchtlinge und ein Café als Veranstaltungsort und Treffpunkt für die Stadtgesellschaft. Als temporäre Heimat macht es keine Unterschiede zwischen den Bewohnern: Hotelgäste mit und ohne Asyl, Künstler, Besucher, Personal, Handwerker. Menschen mit unterschiedlichen Biografien, Motivationen und Berufen in verschiedensten Lebensumständen treffen an diesem Ort zusammen und lassen sich vom Projekt und den Möglichkeiten inspirieren. Als Modellprojekt wurde das GHC bereits mehrfach ausgezeichnet. Johannes Meyer und Susa Gunzner stellen das Projekt im Rahmen der Veranstaltung vor. Sie gehören zum Kernteam des GHC und arbeiten an Entwicklung und Umsetzung der Konzeption. Beide sind ausserdem Mitarbeiter des „Asylcontainers“, dem Arbeitsbereich des GHC, der die Schnittstelle zu den Flüchtigen bildet.

© Christian Menkel / Ramona Gastl / Ramona Gastl (von links nach rechts)