Caféhaus-Seminar mit Prof. Martin Hochhuth
Mascha Unterlehberg (Studierende Uni Freiburg) war beim Caféhaus-Seminar mit Prof. Martin Hochhuth dabei. Ihren Bericht veröffentlichen wir hier ungefiltert:
Gestern fand das zweite Gespräch aus der Reihe der Caféhaus-Seminare statt, diesmal zum Thema Grundrechte: Grundfreiheiten!
Prof. Martin Hochhuth, der in Freiburg Rechtswissenschaften lehrt, lud neun interessierte Teilnehmer ein, in seinem Lieblingscafé, dem Café Schmidt, bei Tee und Kaffee persönliche, mit diesem Thema verbundene Fragestellungen zu diskutieren. Er selbst hat sich bereits in seiner Doktorarbeit mit der Frage auseinandergesetzt, wie ein Staat aufgebaut sein muss, um seinen Bürgern die größtmögliche Freiheit einzuräumen – die Arbeit wurde daraufhin zunächst zur Überarbeitung zurückgegeben, da sie den Zweitgutachter zu anarchisch anmutete.
Für Prof. Hochhuth ist Freiheit ohne weiteres mit Recht vereinbar, problematisch wird es allerdings seiner Ansicht nach, wenn sich die Frage stellt, wer Freiheit definiert. Dies kann seiner Meinung nach immer nur der jeweils Betroffene bewerten, um dessen Freiheit es geht; und das wiederum steht in ständiger Spannung zu jeder Art von Staatlichkeit überhaupt.
Ein Name, der den Teilnehmern von Prof. Hochhuth ans Herz gelegt wurde, ist der des britischen Soziologen Colin Crouch. Für Crouch liegt der sogenannte ‚democratic moment‘ in den westlichen Staaten in den späten 70er Jahren; seitdem erkennt er einen Verfall der Demokratie zu einem bloßen Schein, was seiner Meinung nach unter Anderem an der immer stärkeren Privatisierung von Unternehmen der öffentlichen Hand.
Themen, die den Teilnehmern am Herzen lagen, waren etwa, wie es möglich ist, in einer globalisierten, medial immer weiter vernetzten Welt den Überblick und so etwas wie ein Gefühl von Freiheit zu behalten. In diesem Zusammenhang stellte sich auch die Frage, warum sich kaum jemand wirklich daran stört, dass unsere Daten gespeichert werden. Dies führte weiter zu der Diskussion, ob unser Staatssystem und Medien, die über Text und Bild funktionieren, noch ausreichen, um Transparenz zu schaffen. Es wurde diskutiert, inwieweit etwa das deutsche Staatssystem sinnvoll ist, wenn Vieles zunehmend auf europäischer Ebene entschieden wird. Dies führte wiederum zu der Einsicht, dass Freiheitsrechte wie wir sie kennen, durch eine Internationalisierung an Selbstverständlichkeit verlieren und verloren gehen können.
Eine Gefahr, die Prof. Hochhuth in der Europäischen Union sieht, ist die, dass das System zu komplex und unübersichtlich für den normalen Einzelnen ist. Unübersichtlichkeit stärkt die Starken noch weiter. Wie er zusammenfasste, müssen Staatseinheiten seiner Ansicht nach „so klein wie möglich und so groß wie nötig“ sein. Er bezog sich hier etwa auf Kantone in der Schweiz, in denen der Staat nur herangezogen wird, wenn die einzelnen Gemeinden mit Entscheidungen überfordert sind.
Abschließend erklärte Prof. Hochhuth, unsere persönliche Freiheit sei prinzipiell unbegrenzt, nur würden viele Möglichkeiten von uns gar nicht erst gedacht. Freiheit vergrößere sich dadurch, dass der Mensch weiterdenke und Erfahrungen mache. Mit diesen Gedanken wurden die Teilnehmer nach einem sehr interessanten Gespräch in den Abend entlassen. In den kommenden Tagen finden weitere, spannende Caféhaus-Seminare statt.
Martin Hochhuth ist ein deutscher Jurist und Philosoph und arbeitet als Professor für Öffentliches Recht sowie für Rechts- und Staatsphilosophie.